In meiner Rumpelstilzchen-Adaption SCHATTENGOLD spielen Feenwesen eine große Rolle. Rumpelstilzchen zum Beispiel ist ein Mitglied des Dunklen Volkes.
Deshalb basieren viele magische Handlungen, die im Buch vorgenommen werden, auf altem Feenaberglauben - tritt nie in einen Ring, den Pilze bilden, etwa.
Meine Hauptfigur Farah wirkt jedoch ebenfalls magische Rituale. Und dazu braucht es immer mehrere Bestandteile aus folgenden drei Kategorien:
- Blütenblätter, etwa vom Eisenhut, von Rosen oder Oleander
- Lebensmittel wie Brotkrumen, Milch oder Holundersirup
- und, ganz wichtig: Emotionen
Gerade letzteres ist wichtig: Schmerz, Trauer aber auch Freude sind die Antriebsfeder dazu, einem Ritual Macht zu verleihen. Dafür habe ich mich entschieden, weil ich es spannend finde, wenn Figuren auch immer einen Preis für den Einsatz von Magie zahlen müssen.
Nachfolgend findet ihr einen Ausschnitt aus dem Buch, in dem Farah ein Ritual wirkt:
Ich schüttete Milch in den Zinnteller und gab Brotkrumen hinzu, die zunächst oben aufschwammen, sich dann jedoch langsam mit Flüssigkeit vollsogen. Gut.
Die Eisenhutblüten fand ich in einem Kästchen aus glänzendem Nussbaumholz. Mit ihnen musste ich vorsichtig sein. Was die Feenvölker an ihnen fanden, wusste ich nicht, für uns Menschen jedoch waren sie hochgiftig. Mit spitzen Fingern ließ ich die getrockneten Blüten auf den Teller fallen. Anschließend wusch ich mir die Finger gründlich mit Wasser ab.
Blieben noch die Dornen und die Rosenblüten. Mit letzteren streute ich eine Linie vom Fenster bis zur Mitte des Raums. Eines der Blütenblätter beträufelte ich mit dem goldenen Öl, legte es auf meine Zunge und behielt es für einige Herzschläge im Mund, ehe ich es zerkaute und schluckte. Mit dem Öl zeichnete ich zudem einen Kreis, das Symbol des Säenden Gottes und seiner drei Geschwister, auf meine Stirn und beide Handflächen.
»Beschützt mich«, flüsterte ich.
Die Dornen kamen als letztes. Ich verkorkte das Ölfläschchen und griff nach einer länglichen Schatulle. Acht dunkle, spitze Rosendornen lagen darin. Das orangefarbene Licht der Fackeln ließ sie wie Juwelen glänzen. Mit klopfendem Herzen legte ich sie behutsam auf meine Handfläche und trat zum Fenster. Die Neumondnacht war vorbei, doch die Mondsichel über dem Firnwald war so schmal, dass es mich trotz ihres Anblicks schauderte.
Ehe ich es mir anders überlegen konnte, ballte ich die Hand zur Faust und drückte zu, so fest ich konnte. Die Dornen verhakten sich im Fleisch. Meine Haut wurde glitschig, als das Blut aus den Wunden hervortrat.
Ich drückte noch fester.
Dann lockerte ich die Finger, bewegte sie, damit die Dornen verrutschten, und wiederholte den Vorgang. Tränen traten mir in die Augen. Warm und klebrig quoll es aus meiner Faust hervor. Ich biss die Zähne zusammen, ließ die Dornen in meiner geschundenen Hand verrutschen und drückte ein drittes Mal zu. Diesmal schmerzte es so sehr, dass ich keuchte.
Vorsichtig öffnete ich die Faust, streckte den Arm aus und besprenkelte den Fenstersims rund um den Zinnteller mit meinem Blut. Nicht, um (...)
Ja, was Farah da genau vorhat, verrate ich an dieser Stelle noch nicht. Das könnt ihr schließlich selbst ab 1. Dezember 2022 in SCHATTENGOLD nachlesen.
Falls ihr mich in der Stufe Feenzirkel unterstützt, erhaltet ihr natürlich eine signierte Ausgabe mit persönlicher Widmung (und einem Extra aus meinem Notizbuch) zum Erscheinungstermin baldmöglichst zugeschickt.
Dieser Beitrag wurde übrigens inspiriert von der #septembertastisch-Instagram-Challenge von Annika Harriosn und Alina Joelle, die ich bei Daeny Levi entdeckt habe.
Habt ihr Fragen zum Magiesystem? Würdet ihr gern mehr darüber wissen, wie sich Farah und ihre Mitmenschen vor Feenzaubern schützen? Verratet mir gern in den Kommentaren, über was ich euch mehr erzählen soll.
Falls du neu hier bist und dich für märchenhafte Themen interessierst, schau gern auch mal meine Märchenartikel an, wie etwa meinen Hintergrundartikel über Cinderellas Glaspantoffel oder meinen Bericht über Das ursprüngliche Ende von Die Schöne und das Biest.
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