Von wilden Frauen, verrückten Ideen und dem Abenteuer über den Wolken

 
Hallo ihr wundervollen Waldwesen! 
Vor knapp einem Jahr startete ich zusammen mit Grit Richter vom Art Skript Phantastik Verlag in ein neues Abenteuer. Wir wagten den Schritt in luftige Höhen und in die Ungewissheit des Crowdfundings. 
Aber starten wir von vorne. Alles begann mit einer dummen Idee – wie es oft bei Autor*innen der Fall ist, aber dieses Mal ohne Alkohol.
Denke ich an Steampunk, fallen mir sofort zwei Dinge ein: der Art Skript Phantastik Verlag und Luftschiffe. Aus irgendeinem mir unerklärlichen Grund gab es diese beiden Themen noch nicht in expliziter Kombination. 

Was also tun als treue Leserin des Verlags?
Genau!  
Ich nerve einfach die Verlegerin mit „Mach mal was mit Luftschiffen!“.  
Ihre standartmäßige Antwort: „Nein.“  
Daraus entwickelte sich in kleiner Running Gag, da ich über einen längeren Zeitraum immer wieder diesen Vorschlag machte und immer die selbe Antwort erhielt. Aber eines schönen Tages hörte ich: „Ja, dann mach doch!“ Ich war überrascht, glaubte an einen Scherz, doch schnell stellte sich heraus, dass Grit das ernst meinte und mir die Herausgeberschaft für eine Luftschiff-Anthologie anbot. 
Gesagt, getan. Da lasse ich mich nicht zweimal bitten. 

Doch wer sich bei Kleinverlagen etwas auskennt, weiß, dass sie kein großes Budget haben. Ihre Veröffentlichungen sind meistens für die nächsten 2-3 Jahre festgelegt und größere Summen für ungeplante Projekte nur schwer zu erübrigen.  Ich stand also vor der Wahl: Entweder schreiben wir die Anthologie erst in zwei Jahren aus oder ich treibe irgendwo Geld auf, um das Projekt zu realisieren.  Nach langen Gesprächen, Ideensammeln und Für und Wider abwägen, entschieden wir uns für ein Crowdfunding. An dieser Stelle sollte ich wohl erwähnen, dass wir beide absolute Neulinge auf diesem Gebiet waren. Ich hatte zwar schon mal das ein oder andere Crowdfunding unterstützt, aber selbst eines zu organisieren, war eine gewaltige Herausforderung. Ich wenn ich ehrlich sein darf, ich hatte echt Angst, dass wir das nicht packen und es schief geht.  

An was wir nicht alles denken mussten! Kostenaufstellung, verschiedene Dankeschöns, das Designen und Ordern eben dieser, Lagerung, Werbung, Organisation, Verpackung, Porto etc. Ständig kam etwas neuer auf uns zu, dem wir uns gemeinsam stellten. Und ich wage, zu behaupten, wir haben uns nicht schlecht geschlagen. Das lag aber auch vor allem an der Teamarbeit. Ich hatte das Glück, dass ich dieses Projekt nicht alleine stemmen musste. Nicht nur Grit, auch die beteiligten Autoren halfen uns tatkräftig und dafür kann ich ihnen gar nicht genug danken.

Die Reaktionen auf das Crowdfunding waren zum Großteil positiv. Aber bekanntlich kann man es nie allen recht machen.  
Uns wurde (vereinzelt!!!) vorgeworfen, die Autor*innen könnten sich in die Anthologie einkaufen, weil wir sie erst im Laufe des Crowdfundings bekannt gegeben haben. Das stimmte nicht, weil die Autor*innen schon feststanden, als wir mit dem Crowdfunding starteten. Eine Teilnehmerin der Ausschreibung fand es plötzlich auch nicht toll, dass wir auf diese Art Geld sammelten, hätte aber nichts dagegen, wenn sie trotzdem im Buch wäre. Hm, okay.  
Da wir direkt bei der Ausschreibung offen kommuniziert haben, dass wir ein Crowdfunding versuchen, konnten sich ja alle Schreibenden vorher überlegen, ob sie mitmachen wollten oder eben nicht. Wir haben mit offenen Karten gespielt und gesagt, das Buch erscheint auf jeden Fall - nur ohne erfolgreiches CF wesentlich später. Grundsätzlich war der Gegenwind sehr gering. Mittlerweile scheint auch die Buchbranche sehr offen gegenüber diesem Konzept zu sein.   

Wir erreichten unser Ziel knapp eine Woche vor Ablauf. Der Start des Abenteuers Crowdfunding ist nun fast auf den Tag 1 Jahr her. Am 29.06.2019 erschien die erste Auflage und sie war einen Tag später bereits beim Verlag ausverkauft. Restbestände könnt ihr zum Beispiel noch bei Amazon abgreifen.   
Durch die Rezensionen und Gespräche mit Autoren und Lesern wurde mir schnell klar, wir haben genau das erreicht, was ich mir gewünscht hatte. Ein Buch voller abwechslungsreicher Abenteuergeschichten hoch über den Wolken mit diversen Charakteren, aktuellen Themen und faszinierenden Welten. Tatsächlich wurde schon oft erwähnt, dass es „auffällig viele“ weibliche Protagonisten gäbe.  
Bei den 12 Schreiberlingen waren 6 Autorinnen und 6 Autoren dabei, in 7 Geschichten gibt es Protagonistinnen. Dabei sind aber auch viele Männer, PoC, Behinderte, Alte und Junge, Homosexuelle und sogar Mäuse! Und genau das war mir bei der Auswahl wichtig. Unsere Gesellschaft ist vielseitig und abwechslungsreich. Genau das sollten die Geschichten wiederspiegeln.  
Auf der einen Seite freut es mich unfassbar, wenn die Diversität wahrgenommen und positiv erwähnt wird.  
Auf der anderen Seite nervt es mich schrecklich, wenn ich mir anhören darf, dass das Buch sooooo viele Frauen enthält und dass das die Auswahl nur von meinem Geschlecht abhängt. Nein, die Geschichten sind drin, weil sie gut sind und Punkt. Wir haben die Geschichten anonymisiert gelesen, so dass niemand bevorzugt werden konnte. Auch nicht wegen seiner/ihrer Eier(stöcke). Ich bin stolz auf jede einzelne Geschichte, die ein Teil der Aeronautica geworden ist und sie genau zu dem gemacht hat, was wir uns gewünscht haben. Ein bunter Trip voll verrückter Abenteuer – mal gruselig, mal spannend, mal melancholisch, mal lustig und immer mit viel Herzblut und frischem Wind.   

Ob ich es noch mal machen würde?  
Sagen wir mal so. Der Aufwand hat mich nicht abgeschreckt, im Gegenteil, ich habe die Arbeit daran geliebt. Aber ich denke, dass nun fürs erste genug Geschichten über den Wolken erzählt wurden. Es gibt ja auch noch andere Sphären.     

Gestern erreichte den Verlag übrigens die Lieferung mit der zweiten Auflage, um in den Messe-Herbst zu starten. Ihr findet Grit und mich auf dem BuCon in Dreieich Ende Oktober und in Berlin auf der BuchBerlin Ende November. Natürlich bringen wir neben den Luftschiffen noch viele andere tolle Bücher mit. Schaut doch mal vorbei. Wir würden uns freuen. Und für alle Interessierten aus dem Pott: Ich lese am 17.10.2019 in der „Buchhandlung am Amtshaus“ in Dortmund und quatsche dort noch etwas über die Aeronautica.    
Eure Jenny 

Bilder by Grit Richter

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